Eigentlich auf einen Arbeitstermin kennen gelernt, wurde mein  KFZ, wie sagt man heute, -Mechatroniker zum Mann mit den heilenden Händen für meinen alten Corsa. Den gibt es zwar nicht mehr, dafür aber eine Facebookfreundschaft, bei der er immer wieder mein Laufverhalten kommentiert.  Die Laufschuhe sind nun schon seit Monaten zu Büroschuhen geworden und haben längst vergessen, wie es ist, mich verschwitzt durch die Natur zu tragen.  Und da kam sie, die Nachricht. Eben genau von dem Kritiker und Beobachter nach meinem Post: "wenn Du willst, kannst Du beim Panoramalauf für unser Team starten." Mit dem dezenten Hinweis, er würde auch persönlich dafür sorgen, dass ich wieder lauffit werde. In Anbetracht der, nach meinem Urlaub, nur noch 7 Wochen Training, nahm ich dann dankend die 5 Km statt 10 an. Ein gelbes T-Shirt wartet am 9.9. Nun auf mich und vor allem aber die Gewissheit, da gibt es kein Zurück mehr.  Die sportliche Aktivität ist mir also wieder sicher. Danke für diese Motivation !

Facebook gab es schon lange vor einer Zeit, in der ich darüber nachdachte, mich sozial zu vernetzen. Es war eher wie ein Telefonbuch mit Namen, von Menschen, die einen umgeben. Eine weitere schöne Seite des sozialen Netzwerkes lernte ich auch durch meinen Post kennen. Eine ehemalige Studienkollegin meines Bruders und seiner Freundin lernte ich vor vielen Jahren auf einer Party in Siegen kennen. Nachdem die Studienzeit vorbei war, hatten wir uns nie wieder gesehen oder gesprochen. Aber über FB waren wir verbunden. Und nun, nach all den Jahren bekam ich von ihr eine ganz persönliche Nachricht. In der sie mir genau das beschrieb, was ich auch erlebe. Die Hin- und Hergerissenheit. Dieses "heute ist mir alles egal "und der unentwegte Drang seinen eigenen Körper zu mögen. Ob das alles sei, ob das Verzichten der richtige Weg sei. Mit der Botschaft: du bist nicht allein. Dieser persönliche Einblick in ein so weit weggerücktes Leben hat mich einen Moment lang wirklich glücklich gemacht. Vielen Dank dafür, dass sie mir genau das geschrieben hat.

Nachdem ich mich mental auf Facebook vor all meinen Freunden ausgezogen habe, gibt es kein zurück mehr.
Der Speck muss weg.
Der Absendeklick war schon ein echter Adrenalinkick. Gespannt war ich, ob und vor allem wer wie reagiert. Mir ist bewusst, dass mehr als 300 Menschen, von denen die meisten in meinen Ort leben, wissen, wie ich mich fühle. Ein sehr merkwürdiges Gefühl. Denn eigentlich teile ich meine Emotionen ausschließlich mit mir selbst.
Ich arbeite als Journalisten und Sekretärin bei einer Tageszeitung und gleich morgens prüfte ich den Blick meiner Chefin, ob sie den Post gelesen hat. Die allerdings blieb cool und unverändert. Es gab viele Kommentare, viele positive Zusprüche. Auch von Menschen, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte. Ich bekam Sport-, Hilfs-, und Treffangebote und fühlte mich positiv bestärkt. Einzig mein Bruder äußerte leise Kritik an der Beteiligung der Öffentlichkeit. Das hatte ich aber auch erwartet. Ich hatte also Gemüse in der Tasche und begab mich auf die tägliche Bewegungsrunde in die City. Und da gab es sie: die erste Berührung mit der Realität nach meinem Facebookstrip. Der DHL-Bote hielt an und sagte: "ganz schön mutig und gut finde ich das. Wollte ich Dir mal persönlich sagen ". Und schaute auf meinen Bauch. Ein bisschen unangenehm war es. Nein. Es war mir mega peinlich. Die Observanten sind nun da. Und es gibt kein zurück. Auch der Gemüseverkäufer feuert mich nun bei FB an. Und jeder, wirklich jeder, der meinen Post gesehen hat, beäugt mich nun sichtlich kritisch. Im Übrigen auch das, was ich auf der Gabel habe. Das ist total strange aber irgendwie genau richtig. Denn mittags gibt es nun Salat, statt Brötchen. Das würde ich mich nicht mehr trauen. Ach so. Es geht heute in den Urlaub. All inklusive, ich freue mich auf... Fisch. Die Joggingschuhe sind mit dabei. Wobei. Am Strand dürfte es auch ohne gehen. Ich bleib dabei: ich ändere das! Und fühle mich mit diesem Gedanken glatt zwei Kilo schlanker. Ich darf nur nicht in den Spiegel schauen....